Coronavirus

Arztpraxis im Kanton Schwyz hat abgelaufene Corona-Impfdosen verabreicht

Abgelaufene Impfdosen verabreicht

Auch ehemalige Mitarbeiterin erhebt schwere Vorwürfe gegen Ärztin

23.07.2024, 12:52 Uhr
· Online seit 23.12.2021, 08:22 Uhr
In einer Arztpraxis in Ibach wurden mutmasslich über mehrere Monate hinweg Impfdosen gegen Corona verabreicht, die das Verfallsdatum jedoch bereits überschritten hatten. Laut einer ehemaligen Mitarbeiterin ist dies kein Einzelfall.
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Die Vorwürfe gegen die Schwyzer Ärztin wiegen schwer. Sie soll abgelaufene Impfdosen verabreicht haben. Ausserdem habe sie die Impfungen nicht genau dokumentiert. Das bestätigt auch die ehemalige Mitarbeiterin Kristina Kovac: «Ein bereits geimpfter Mann hat angerufen und das Datum seiner Impfung nicht mehr gewusst. Da hat sie [die Ärztin] von hinten gerufen, man soll einfach das Datum 7. August eintragen.»

Schwere Vorwürfe von ehemaliger Mitarbeiterin

Doch nicht nur bei den Moderna-Impfungen habe die Ärztin nicht auf das Ablaufdatum geachtet, auch andere Medikamente habe sie verabreicht, obwohl sie bereits abgelaufen waren, erzählt Kovac. Als die Mitarbeitenden die Ärztin darauf angesprochen haben, sei sie laut geworden. «Was sie mit den Medikamenten schliesslich gemacht hat, weiss ich nicht», so Kovac.

Aufgrund des fahrlässigen Umgangs mit Corona-Impfungen wurde nun ein Strafverfahren gegen die Ärztin eröffnet. Es gilt die Unschuldsvermutung. Die Ärztin hat auf mehrere Anfragen von Tele 1 nicht reagiert.

Kontakt mit BAG, Swissmedic und Moderna

Für die über 100 Betroffenen, die in der Praxis der Ärztin geimpft wurden, gibt es Entwarnung. «Gesundheitliche Risiken bestehen aufgrund der bisherigen Abklärungen keine», sagt die Schwyzer Kantonsapothekerin Regula Willi. Es könne aber vorkommen, dass der Impfschutz nicht vollständig sei. Deshalb empfiehlt das Amt für Gesundheit und Soziales allen betroffenen Personen, sich vorsichtig zu verhalten.

Die abgelaufenen Impfdosen wurden in der Arztpraxis von Susanne Niemann verabreicht. Es handelt sich um Dosen des Herstellers Moderna. Wie der Kanton Schwyz bekannt gibt, hat das Amt für Gesundheit und Soziales aufgrund des Verdachts umgehend Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), mit Swissmedic und dem Impfstoffhersteller Moderna aufgenommen. Nach «übereinstimmender Einschätzung», so der Kanton, ist für die betroffenen Personen keine Gefährdung der Gesundheit des abgelaufenen Impfstoffs zu erwarten. Allerdings: Im Moment können keine verlässlichen Aussagen zur Wirksamkeit und damit zum Impfschutz gemacht werden. Hier seien entsprechende Abklärungen im Gange.

Ärztin ist Berufsausübung untersagt

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Schwyz hat gegen die Ärztin ein Strafverfahren eröffnet. Susanne Niemann ist die Berufsausübung als Ärztin vorläufig untersagt, die Praxis ist geschlossen. Das Amt für Gesundheit und Soziales hatte im Zusammenhang mit einem bereits laufenden Aufsichtsverfahren gegen Susanne Niemann Kenntnis über die mutmasslichen Unregelmässigkeiten beim Impfen erlangt.

Nicht alle Personen identifiziert

Aktuell konnten – wegen «unzureichender Dokumentation» – noch nicht alle «potentiell betroffenen Personen» identifiziert und direkt kontaktiert werden, wie der Kanton schreibt. Alle Personen, die sich in der Arztpraxis von Susanne Niemann impfen liessen, werden daher aufgefordert, ihr Verhalten dem möglicherweise fehlenden Impfschutz anzupassen und Vorsicht walten zu lassen.

(red.)

veröffentlicht: 23. Dezember 2021 08:22
aktualisiert: 23. Juli 2024 12:52
Quelle: PilatusToday

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