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Pflanzenkohle als Klimaretter

Pflanzenkohle als Klimaretter

09.10.2019, 21:49 Uhr
· Online seit 09.10.2019, 18:10 Uhr
Zuger Pionier entwickelt Verfahren, um CO2 zu speichern
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Der Klimawandel ist ein Dauerthema in der Politik und in den Medien. Ein Landwirt aus dem Kanton Zug hat sich schon vor acht Jahren gesagt: Statt reden, selber etwas gegen den CO2-Ausstoss machen. Heute ist Franz Keiser ein Pionier auf dem Gebiet Pflanzenkohle.

Franz Keiser schlägt mit seiner Pflanzenkohle gleich mehrere Fliegen auf einmal. Aus Ästen und minderwertigem Holz stellt er zweierlei her: getrocknete Holz-Schnitzel für Heizungen und Pflanzenkohle. Getrocknete Holz-Schnitzel haben eine höhere Energieausbeute und sind somit effizienter. Getrocknet werden sie mit der Abwärme, die der Zuger Pionier aus der Pflanzenkohle-Produktion gewinnt. Die Pflanzenkohle wiederum verkauft er über die Verora AG vor allem an Landwirte als Futterzusatz und Streugut für den Stall. Als Futterzusatz wirkt es als Entgiftungsmittel und beruhigt die Verdauung. Dadurch riecht der Kot, der dann hinten rauskommt auch weniger. Zusammen mit der Gülle kommt die Kohle raus aufs Feld, wo sie in den Boden eingetragen wird und dort nicht verrottet, sondern als Wasser und Nährstoffspeicher dient. Als willkommener Nebeneffekt wird so auch Kohlenstoff in der Erde gespeichert, das somit nicht in Form von CO2 in der Atmosphäre das Klima weiter anheizt. Auch die Mikroben in der Erde freuen sich über den Kohlenstoff im Boden. Das zeigt sich durch ihre erhöhte Aktivität und eine verbesserte Boden-Fruchtbarkeit.  

Lange Entwicklungszeit

Einfach war es aber nicht, das Verfahren zu perfektionieren, erzählt Franz Keiser. Eine fix-fertige Maschine gab es damals noch nicht, als er damit anfing. 2011 kaufte er eine Karbonisierungsmaschine, die aber noch keine Wärmerückführung hatte, und somit alle Wärme verpuffen liess. Diese Wärmerückführung musste er erst noch zusammen mit seinem Sohn Fabian entwickeln und bauen. Heute nutzt der Landwirt die Abwärme um die Holz-Schnitzel, die er verkauft, zu trocknen und sein Haus zu heizen. Die richtige Verbrennungstemperatur zu finden war ebenfalls nervenaufreibend. Ist die Temperatur zu niedrig verkohlt das Pflanzenmaterial nicht richtig. Ist sie zu hoch, dann kann es sein, dass die ganze Maschine schmilzt, wie es einem Winzer im Wallis passiert ist. 1000 Grad Celsius ist die optimale Temperatur für die Herstellung der Kohle. Weltweit ist Franz Keisers Maschine die einzige, die 7 Tage die Woche 24 Stunden pro Tag läuft.

Schwierige Bewilligungen

Weil er der erste in der Schweiz ist, der so etwas macht, war es auch nicht einfach, Bewilligungen für den Bau und Betrieb zu erhalten. Auch brauchte er Bewilligungen, um die Pflanzenkohle in den Boden einbringen zu dürfen und eine weitere Erlaubnis, um die Pflanzenkohle als Futterzusatz einzusetzen. Franz Keiser musste immer wieder nachweisen, dass er Abgas-Grenzwerte bei der Produktion einhält und dass seine Pflanzenkohle strengen Richtlinien bezüglich schädlichen Rückständen entspricht.

Für Agro-Preis nominiert

Am Mittwoch wurde bekannt, dass Franz Keiser und seine Söhne zusammen mit drei anderen Pionieren der Landwirtschaft für den Agro-Preis 2019 nominiert ist. Der Preis ist mit 50'000 Franken dotiert und wird am 7. November in Bern verliehen.

veröffentlicht: 9. Oktober 2019 18:10
aktualisiert: 9. Oktober 2019 21:49

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