Die Produktion von Milch wird immer moderner – beim Melken kommen kaum noch Fremdstoffe ins «weisse Gold». Was aus hygienischer Sicht eine positive Entwicklung ist, hat einen gewichtigen Nachteil: Ohne Fremdstoffe entwickeln sich im Käse nicht mehr die grossen Löcher, die für den Emmentaler so typisch sind.
Das Loch des Anstosses beim Emmentaler Käse.
Abhilfe schaffen kann das Beimischen von natürlichem Heupulver. Genau das schlägt die Sortenorganisation vor, die für die Vermarktung des Käses zuständig ist. Doch sie hat die Rechnung ohne die Bürokraten im Bundesamt für Landwirtschaft gemacht. Es stellt sich dagegen, das Pflichtenheft für die Produktion von Emmentaler anzupassen.
Wird die Produktion «industrialisiert»?
Laut Bundesamt würde das Beimischen von Heupulver «zu einer Industrialisierung und Schwächung des Produkts mit geschützter Ursprungsbezeichnung führen». Es gebe andere Möglichkeiten, um das Problem zu lösen. Die Sortenorganisation akzeptierte diesen Entscheid nicht und rief das Bundesverwaltungsgericht an, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Gestern gab es dazu eine öffentliche Verhandlung.
Die Argumentation des Bundesamts sei nicht stichhaltig, sagte der Vertreter der Sortenorganisation. Eine Industrialisierung der Produktion sei schon wegen der vielen anderen Vorgaben im Pflichtenheft gar nicht möglich. Die vom Bundesamt vorgeschlagene Filtration sei zudem mit Risiken bei der Hygiene verbunden.
Man erhalte die Tradition, aber das Pflichtenheft dürfe neuen technischen Gegebenheiten angepasst werden.
Unnötiges Heublumenpulver
Das Bundesamt für Landwirtschaft ist hingegen der Meinung, das Beimischen von Heublumenpulver sei gar nicht nötig. Es gebe auch so genug Löcher im Emmentaler Käse. Und die Qualität des Produkts leide nicht, wenn es kleinere Löcher gibt.
Wann das Bundesverwaltungsgericht reif ist für ein Urteil, ist noch nicht klar.
(mj)
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
