Schweiz

Frauen fordern Lohngleichheit, ein Ende des Sexismus und bezahlte Betreuungsarbeit anlässlich des Frauenstreiks

Frauenstreik

«Die Forderungen sind gleich geblieben»

· Online seit 14.06.2020, 07:57 Uhr
Die Coronakrise hat uns einmal mehr vor Augen geführt und eindrücklich gezeigt: Frauen sind systemrelevant – Ob in der Pflege, als arbeitende Mutter im Homeoffice, die nebenbei noch Homeschooling machten oder Grossmütter, die die Kinder nicht mehr hüten durften.
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Vor einem Jahr gingen am 14. Juni 2019 tausende Frauen auf die Strasse und streikten. Sie forderten Lohngleichheit, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie das Ende von Sexismus und Gewalt gegen Frauen. Ein Jahr später fragen wir: Was ist von den Forderungen übriggeblieben?

«Die Bewegung ist sehr stark im Moment, auch wenn sie nicht immer laut ist», sagt Jana Avanzini, Mitglied des Komitees Luzerner Frauen*streik. Vor allem sei man seit dem letztjährigen Streik schweizweit sehr vernetzt und habe sich viele Kommunikationswege erschlossen. Und so könne man auch Präsenz markieren und relevante Themen besetzen.

Frauen*meile statt Streik

Eigentlich wären für den 14. Juni 2020 Konzerte im Pavillon am See in Luzern geplant gewesen. Stattdessen findet am Sonntag der Postenlauf «Frauen*meile» statt. Entlang der letztjährigen Streikroute weisen Fahnen und Transparente auf die (Un)Gleichstellung hin. Ausserdem gibt es Informationen zur Bewegung und Reden, die mit QR-Codes angeschaut werden können.

Lohngleichheit und bezahlte Betreuungsarbeit

Avanzini stellt im Rückblick fest: «Es ist eine Entwicklung im Gang». Es betreffe und beschäftige nicht nur einzelne Frauen, sondern tausende, die zusammenstehen und sich miteinander solidarisieren. Dies hat der letztjährige Frauenstreik gezeigt. Positiv wertet Avanzini, die als freie Journalistin arbeitet, die starke Frauenwahl im Nationalrat des vergangenen Jahres. Auch, dass über einen Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen abgestimmt wird – auch wenn dies immer noch zu wenig sei, so Avanzini – sei ein Schritt in die richtige Richtung. «Was sich sicher ändern muss, – und das hat man während der Coronakrise gemerkt – ist, dass die unbezahlte und bezahlte Care-Arbeit aufgewertet werden muss.»

Bezüglich Lohngleichheit habe sich noch nicht viel verbessert. Wenn Frauen dieses Thema an ihrem Arbeitsplatz anschneiden, gäbe es immer noch Diskussionen, erzählt Avanzini. Auch der Sexismus ist leider immer noch allgegenwärtig und alltäglich. Dies hat uns die Sendung «Männerwelten», initiiert von Joko und Klaas, eindrücklich gezeigt.

Auch wenn sich kaum etwas Handfestes vorweisen lässt, das Bewusstsein um die Problematik ist gestiegen. Die Bevölkerung ist sensibilisiert. Doch: «Die Forderungen sind gleich geblieben», sagt Avanzini. Die unbezahlte und bezahlte Betreuungsarbeit soll höher entgeltet werden, das Sexualstrafrecht soll geändert werden, damit ein Nein als Nein gilt und Frauen sollen für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten.

Das Ziel ist (noch) in weiter Ferne: Doch wir Frauen kämpfen weiter!

veröffentlicht: 14. Juni 2020 07:57
aktualisiert: 14. Juni 2020 07:57
Quelle: PilatusToday

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