Das Geld ist oft zu knapp: Fast ein Viertel der Berufstätigen in der Schweiz hat laut einer neuen Studie, welche die «NZZ am Sonntag» analysiert hat, einen Nebenerwerb. Tobias Sattler von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, die die Zahlen erhoben hat, erklärt: «Viele Angestellte müssen einen zweiten Job annehmen, damit sie ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen können.» Interessanterweise arbeiten mehr als die Hälfte, die einen zweiten Job haben, bereits 100 Prozent in ihrem ersten Job.
Laut PwC wird die sogenannte Gig-Economy, die über soziale Netzwerke und Apps wie etwa der Fahrdienst Uber läuft, nicht richtig erfasst. Viele arbeiten im Zweitjob mehr oder weniger informell – etwa als Freischaffende, Selbständige oder Temporäre. Rund 57 Prozent geben an, zwei Jobs zu haben, um mehr Geld zu verdienen. 58 Prozent hätten zudem Mühe, Ende Monat alle Rechnungen zu bezahlen.
Kaum Spielraum im Budget
Die steigende Unsicherheit und die starken Lebenshaltungskosten könnten den Trend zu Nebenverdiensten nach dem Ende der Covid-Pandemie noch verstärkt haben. David Gallusser vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund betont gegenüber der «NZZaS»: «Viele Arbeitnehmer haben kaum mehr Spielraum im Budget.» Die Gewerkschaften gehen mit Forderungen von plus fünf Prozent in die Lohnverhandlungen.
Laut Daniella Lützelschwab vom Schweizerischen Arbeitgeberverband vermitteln die PwC-Zahlen ein falsches Bild. Sie betont, dass nicht alle Mehrfachbeschäftigten arm seien. Einige hätten ganz andere Gründe, einen Zweitjob zu suchen. Die wollen etwa eine sinnvolle Tätigkeit ausüben, neue Fähigkeiten erlernen oder die Karriere boosten. Die Arbeitgeber sollten das Wohlbefinden ihrer Angestellten im Auge behalten, wenn diese finanzielle Sorgen hätten. Oftmals liesse sich das Problem dann individuell lösen. Wie etwa durch ein höheres Pensum oder durch eine Budgetberatung.
Viele Wechselwillige
Fast 30 Prozent der Angestellten haben gemäss der Studie die Absicht, im nächsten Jahr die Stelle zu wechseln. Ähnlich viele wollen eine Beförderung verlangen und ganze 36 Prozent eine Lohnerhöhung. Vor allem die jüngsten Arbeitnehmenden – die Gen Z – tritt fordernd auf. Lützelschwab sieht das als Folge der Pandemie und des Fachkräftemangels und gesteht denn auch ein: «Es ist ein Arbeitnehmermarkt geworden.»
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