Schweiz

Rückruf von Rucola in Schwyz und Zug: Ein Tiktoker warnt vor Schnittsalat

Salmonellen

Nach Rückruf von Rucola: Tiktoker warnt vor Schnittsalat

10.10.2024, 11:29 Uhr
· Online seit 10.10.2024, 11:15 Uhr
In der Schweiz wurde vergangenen Freitag vorsorglich ein Bio-Rucola aus Italien aus dem Sortiment genommen und zurückgerufen. Der Verdacht: Salmonellen. Betroffen sind auch Zuger und Schwyzer Denner Filialen. Nun warnt ein deutscher Tiktoker allgemein vor abgepacktem Salat. Wie viel Wahrheit steckt in den Aussagen?
Anzeige

In Deutschland wurde in diesem Jahr eine ungewöhnlich hohe Fallzahl von Salmonellen-Vergiftungen registriert. Diese stünden möglicherweise mit Rucola aus Italien in Zusammenhang, wie unter anderem die deutsche Tagesschau berichtete. Vergangenen Freitag haben die Migros und Denner vorsorglich Bio-Rucola aus Italien zurückgerufen, weil dieser mit Salmonellen belastet sein könnte.

«Jetzt haben wir den Salat»

Der Tiktoker «official.rosz» warnt nun allgemein vor Schnittsalat: «Jetzt haben wir den Salat», spricht er aufgeregt in die Kamera. «Verpackten Salat könnt ihr einfach wegschmeissen, egal ob es Rucola oder irgendein anderer Blatt- oder Schnittsalat ist. Denn das ist eine der Hauptquellen für Lebensmittelvergiftung durch Bakterien oder Salmonellen».

@official.rosz Ich sag’s ja schon immer: Salat aus der Tüte - nein danke 😅👎 es gibt echt in letzter Zeit viele Meldungen von belasteten Salat, egal ob Blattsalat oder aktuell Rucola 🥬🥗 auf jeden Fall sollte grünes Gemüse und Salat auf einem gesunden Ernährungsplan nicht fehlen, allerdings dann frisch und unverpackt 👏☺️ #rki #warnung #achtung #salat #rucola #fyp #fy #gesundheit #frauengesundheit #krankenhaus #salmonellen #foryou #foryoupage #smoothie #greensmoothie #matcha #bowl #salatbowl ♬ Paris - 3Hzwave

«Official.rosz» belegt seine Aussagen mit einer Quelle des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI). Schaut man sich diese genauer an, sieht man allerdings, dass es sich um eine Stellungnahme des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) handelt.

Zwar lautet der Titel des zitierten Dokumentes «Gras- und Blattprodukte zum Verzehr können mit krankmachenden Bakterien verunreinigt sein». Trotzdem: In Deutschland gebe es nur wenige belegte Fälle bakterieller Lebensmittelinfektionen durch den Verzehr von Gras- oder Blattprodukten. Dies wiederholt das BfR in einer Mitteilung im September diesen Jahres: Solche Ausbrüche wie aktuell habe es in den letzten Jahren nicht gegeben.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Was ist an den Aussagen dran? 

Auch in der Schweiz gebe es nur sehr wenige Fälle von Lebensmittelinfektionen, bei denen Salat als Mitverursacher vermutet werde, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) erläutert.

Im Jahr 2022 waren es zwei für die gesamte Schweiz. Und nur weil Salat mitbeteiligt gewesen sein könnte, bedeutet dies nicht unbedingt, dass dort die Ursache liege: Die Keime verbreiteten sich des Öfteren durch mangelnde Hygiene, zum Beispiel wenn dasselbe Schneidebrett für (kontaminiertes) Fleisch und Salat verwendet werde. Somit ist die Aussage, dass abgepackter Salat als eine der Hauptquellen für Lebensmittelvergiftungen verantwortlich ist, nicht haltbar.

Risikogruppen sollten auf Schnittsalat verzichten

Trotzdem: Rohe Lebensmittel wie Fertigsalate können Krankheitserreger enthalten. Das feuchte Milieu, das in den Packungen herrscht, begünstige die Vermehrung von allfälligen Keimen. Deswegen sei es wichtig, auf eine korrekte Lagerung und Zubereitung zu achten: «Unter anderem sollte man Fertigsalate nach dem Kauf sofort kühlen, sie vor dem Verzehr prüfen (riechen, schauen) und sie nur bis zum Ablauf des Haltbarkeitsdatums verzehren», so die Empfehlungen des BLV. Eine allgemeine Warnung für abgepackte Produkte sei somit nicht angemessen.

Im Tiktok-Video wird ebenfalls erwähnt, dass geschwächte Personen, Schwangere, Kinder und ältere Menschen keinen abgepackten Schnittsalat essen sollten. Diese Aussage wird vom BLV bestätigt: Trotz aller Sicherheitsmassnahmen sollten solche Risikogruppen sicherheitshalber auf Rohkost sowie Rohmilchprodukte verzichten.

Ausbruch in der Schweiz? 

In der Schweiz waren Migros-Filialen in den Genossenschaften Aare, Zürich, Tessin sowie Denner-Filialen unter anderem in Schwyz und Zug betroffen.

Im Hinblick auf die aktuelle Situation stellt sich also trotzdem die Frage, ob man sich als Kunde Sorgen machen sollte. «Nein, grundsätzlich muss man das nicht», erläutert Sarah Camenisch, Mediensprecherin des BLV. Lebensmittel, die in der Schweiz verkauft werden, seien sicher. Lebensmittelhersteller und Detailhändler müssten zu jedem Zeitpunkt gewährleisten, dass ihre Nahrungsmittel keine Gesundheitsgefährdung sind.

Es könne dennoch sein, dass sich trotz aller Sicherheitsvorkehrungen und Hygienemassnahmen Keime vermehren. Und dann müssen die Hersteller oder Detailhändler die Behörden sofort informieren. «Damit das entsprechende Produkt zurückgerufen und eine öffentliche Warnung gemacht werden kann, um die Konsumenten zu schützen», erklärt Camenisch. So wie es bei Migros und Denner erfolgt ist.

Was lernen wir? Auch wenn ein Tiktok-Video auf den ersten Blick gut recherchiert wirkt: Ein ausführlicherer Faktencheck lohnt sich.

veröffentlicht: 10. Oktober 2024 11:15
aktualisiert: 10. Oktober 2024 11:29
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch