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Wie gefährlich ist das Mpox-Virus? Die wichtigsten Fragen und Antworten

Q&A

Wie gefährlich ist das Mpox-Virus?

· Online seit 16.08.2024, 18:58 Uhr
Die Welt­gesundheits­organisation (WHO) hat wegen einer neuen Variante der Viruskrankheit Mpox (früher Affenpocken) in Afrika höchste Alarmstufe ausgerufen. Am Donnerstag wurde dann auch der erste Fall in Europa bekannt. Aber wie gefährlich ist das Virus wirklich? Die wichtigsten Fragen und Antworten für dich zusammengefasst.
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Was ist Mpox-Virus überhaupt? 

Das Virus ist mit den klassischen Menschenpocken (Variola-Virus) verwandt. Mpox sind eine Zoonose – eine von infizierten Tieren auf den Menschen übertragbare virale Infektionskrankheit. Seit Anfang 2024 grassiert eine neue Subvariante des Mpox-Virus – früher als Affenpocken-Virus bekannt – auf dem afrikanischen Kontinent. Von der Demokratischen Republik Kongo ausgehend sind mittlerweile Infektionen aus 16 afrikanischen Staaten bekannt. Die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC meldete in diesem Jahr bereits mehr als 14'000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle. Die WHO geht davon aus, dass mangels Testmöglichkeiten längst nicht alle Fälle entdeckt wurden. In Schweden ist nun auch ein Fall bekannt. Am Freitag kam noch eine Infektion in Pakistan dazu. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte entschieden, den aktuellen Ausbruch als gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite einzustufen.

Was heisst gesundheitlicher Notfall internationaler Tragweite? 

Das bedeutet, dass sich die Krankheit über Landesgrenzen hinweg auszubreiten droht und zum Gesundheitsrisiko für andere Länder und den internationalen Verkehr werden könnte. Darüber hinaus ist die Lage in den betroffenen Staaten so schwierig, dass internationale Kooperationen notwendig sind, um Herr der Lage zu werden. Für Europa und die Schweiz hat diese Alarmstufe erstmal keine direkten Konsequenzen.

Die WHO hat vor rund einer Woche an die Impfstoffherstellenden appelliert, sie mögen dringend die Impfstoffproduktion hochfahren. Genau das wird nun auch erwartet.

Was ist bisher über das Virus bekannt?

Im Jahr 1970 wurde der Krankheitserreger das erste Mal bei einem Menschen nachgewiesen. Dabei existieren zwei unterschiedliche Virustypen: Klade I und Klade II. In der Demokratischen Republik Kongo und den angrenzenden Staaten dominiert bisher Klade I und eine Sublinie davon, die sogenannte Klade Ib.

Nach allem, was bisher bekannt ist, lässt sich Klade I und vor allem die Sublinie Ib leichter übertragen. Der Virustyp geht mit schwereren Krankheitsverläufen und einer höheren Sterblichkeit einher. Aber wissenschaftlich belegt ist das noch nicht, dafür gibt es aus den afrikanischen Staaten zu wenig detaillierte Studien.

Was sind die Symptome von Mpox?

Die Krankheit kann laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) innerhalb von fünf bis 21 Tagen nach engem Kontakt mit einer infizierten Person auftreten. Die Ausprägung der Symptome ist jedoch individuell unterschiedlich. In einigen Fällen treten nur einzelne und schwach ausgeprägte Symptome auf. Zu den gängigen Symptomen von Mpox gehören:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Schwellung der Lymphknoten
  • Erschöpfung
  • Schmerzen, Blutungen und Entzündungen in der Genital- und Analregion sind möglich.
  • Ein charakteristischer Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und sich dann auf andere Körperteile ausbreiten kann. Der Ausschlag durchläuft mehrere Stadien, bevor er Krusten bildet und abfällt.

Wie wird Mpox übertragen?

Das Virus überträgt sich von Mensch zu Mensch vor allem durch engen Haut- und Körperkontakt – auch, aber nicht ausschliesslich, über Sexualkontakte. Auch kontaminierte Gegenstände wie Bettwäsche oder infizierte Tiere können das Virus weitergeben. Mpox-Viren können auch über den Schorf, über Atemwegssekrete und Körperflüssigkeiten sowie bei infizierten Schwangeren über die Plazenta auf den Fötus übertragen werden. Nicht gesichert ist derzeit, ob das Virus durch Sperma, Vaginalsekret, Urin oder Stuhl verbreitet werden kann.

Wie gefährlich ist das Virus?

Vor allem Kinder stecken sich in den betroffenen Regionen mit dem Virus an. Mehr als 60 Prozent der Erkrankten seien Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, sagte Jean Kaseya, Direktor der Zentren für Seuchenkontrolle und Prävention der Afrikanischen Union (Africa CDC), gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Aber auch Personen mit geschwächtem Immunsystem und Männer, die Sex mit Männern haben, gelten als Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko. Menschen, die in Laboren arbeiten, wo sie mit dem Erreger in Kontakt kommen könnten, sollten ebenso Vorsicht walten.

Wie wird eine Infektion behandelt?

Es gibt keine spezifische antivirale Behandlung für Mpox. Tritt eine Erkrankung auf, werden gezielt die Krankheitssymptome behandelt und Komplikationen verhindert. In besonders schweren Fällen kann eine antivirale Therapie erfolgen. Das entsprechende Medikament ist in der Schweiz verfügbar, wie das BAG schreibt.

Gibt es eine Impfung gegen Mpox?

Es existieren zwei Impfstoffe, die ursprünglich gegen die klassischen Pocken entwickelt wurden. Informationen zu Impfmöglichkeiten und spezialisierte ärztliche Fachpersonen in der Schweiz findest du bei den kantonalen Gesundheitsbehörden. Die Kontaktangaben gibt es hier. Die Kosten für die Impfung gegen Mpox (Impfstoff und Verimpfung) werden von der Krankenkasse übernommen.

Wie ist die Situation in der Schweiz?

Es ist nicht der erste Mpox-Ausbruch. Bereits vor zwei Jahren gab es in mehr als 100 Ländern Infektionen. Damals war auch die Schweiz betroffen. Die Welle der Infektionskrankheit ebbte nach Monaten wieder ab und verlief am Ende glimpflich.

Aktuell sei die Ansteckungsgefahr in der Schweiz sehr klein, hiess es vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Mehrheit der Risikopersonen in der Schweiz sei geimpft. In der Schweiz ist laut BAG zudem genügend Impfstoff vorhanden und die Zahl der Fälle stabil. Nach Angaben der WHO wurden bis Ende Juni aus der Schweiz 579 Mpox-Fälle gemeldet. Die letzte Meldung stammt demnach vom Februar 2024.

Droht eine Situation wie bei Corona?

Nach gegenwärtigem Wissensstand ist es nicht wahrscheinlich, dass sich die Mpox-Epidemie zu einer Pandemie wie bei Corona ausweiten wird. Es ist nicht so leicht zu übertragen und das Virus selbst ist nicht so mutationsfreudig wie SARS-CoV-2 oder die Influenza-Viren, erklären Janine Michel und Andreas Nitsche vom deutschen Robert-Koch-Institut. Dazu könne in Europa ein Mpox-Fall schnell erkannt und durch Gegenmassnahmen wie Isolierung, Quarantäne und Impfungen eingegrenzt werden.

(sib)

veröffentlicht: 16. August 2024 18:58
aktualisiert: 16. August 2024 18:58
Quelle: ArgoviaToday

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