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EVZ-Sportchef Reto Kläy im Interview über Raphael Diaz, den NHL-Zirkus und Saison-Ziele

Vor National-League-Start

«Hunger ist wieder da» – EVZ-Kläy über Ambitionen, Diaz und den NHL-Zirkus

· Online seit 02.09.2024, 16:32 Uhr
In rund zwei Wochen geht es los mit der National-League-Saison 2024/25. Der EV Zug startet am 17. September mit einem Heimspiel gegen Lugano. Im «Hockey-Talk» spricht der Zuger General Manager Reto Kläy über die Mission, Ex-Spieler und das knallharte NHL-Business.
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Seit rund zehn Jahren ist Reto Kläy General Manager und Sportchef beim Eishockeyverein Zug. Unter seiner Führung gewann der EVZ zwei Meistertitel und einmal den Cup (2019). Nach den zwei Liga-Kübeln 2021 und 2022 folgten in den vergangenen beiden Saisons Halbfinal-Outs.

«Der Hunger ist wieder da, aber es wird kein einfacher Weg», sagt Reto Kläy im «Roost Röthlisberger - Hockey Talk»-Podcast. Es sei völlig normal, dass nach erfolgreichen Zeiten auch wieder Situationen einkehren würden, in denen nicht alles läuft. Diese Genügsamkeit, die paar Prozente weniger Erfolgshunger, sie würden in der Natur des Menschen liegen.

Nachwuchs-Academy als Basis des Erfolgs

Das Leitbild beim EV Zug ist seit vielen Jahren, spätestens aber seit der Gründung der Academy 2014 dasselbe: «Mit ambitionierten Profispielern und unserem Nachwuchs als Basis streben wir den nächsten Titel an», sagt Kläy.

Damals, als Kläy beim EVZ angefangen hat, wurde das Ziel kommuniziert, dass man mit diesem Leitbild im Kopf innerhalb von fünf bis sechs Jahren Titel gewinnen wolle. «Anfangs habe ich gedacht, das ist sportlich. Umso schöner haben wir es dann geschafft.» Diese Ruhe und Beständigkeit über Jahre hinweg, es ist das Markenzeichen des Zuger Erfolgs.

Trainer-Entscheidung umstritten, aber goldrichtig

Eine der wichtigsten Entscheidungen während der bisherigen Kläy-Ära war die Verpflichtung 2018 des noch immer amtierenden Cheftrainers Dan Tangnes. Kein Kanadier, Finne oder Schwede – ein Norweger führte die Zuger zu zwei Meistertiteln.

«Untypisch», wie Kläy meint. Der neue Trainer, der zum damaligen Zeitpunkt noch keine Playoff-Serie gewonnen hatte, rannte nicht nur offene Türen ein. «Die Vergangenheit ist wichtig, aber mich interessiert noch mehr, was die Person in der Zukunft leisten kann. Und ich hatte das Gefühl, dass Dan dieses Potenzial an Sozial- und Fachkompetenzen hat. Es hat sich bewahrheitet, die Stimmen wurden ruhiger. Manchmal muss man etwas wagen.»

Vereinslegende Raphael Diaz: Rückkehr nicht ausgeschlossen

Eine ebenfalls stark diskutierte Entscheidung war die der Nicht-Vertragsverlängerung von Vereinslegende Raphael Diaz. 2021 trennten sich die Wege zwischen dem damaligen Nati-Captain und seinem Jugendverein. Die beiden Parteien fanden sich nicht, obwohl Diaz laut eigenen Aussagen gerne beim EVZ geblieben wäre und als Zeichen für seinen Willen gar auf 30 Prozent des Lohns verzichtet hätte. Die Verhandlungen scheiterten schliesslich an der Vertragsdauer, Diaz spielt seither für Fribourg-Gottéron.

«Es war nicht einfach. Eine wichtige Personalie. Er steht für den Klub. Aber irgendwann geht es weiter, im Grundsatz ist jede Person ersetzbar», meint Kläy im Podcast. «Geschirr ist nicht zerschlagen, ich wünsche ihm alles Gute.» Und auch einer möglichen zukünftigen Tätigkeit von Diaz in Zug, in welcher Funktion auch immer, steht der General Manager offen gegenüber: «Ich schliesse nicht aus, dass sich die Wege irgendwann wieder kreuzen.»

Nachwuchstalent Muggli hat einen steinigen Weg vor sich

Anders als der 38-jährige Diaz steht Leon Muggli mit Jahrgang 2006, ebenfalls Verteidiger, noch ganz am Anfang seiner Karriere. Im diesjährigen NHL-Draft wurde Muggli an 52. Stelle von den Washington Capitals gezogen. Der 18-Jährige unterschrieb einen dreijährigen Entry-Level-Vertrag, wurde aber mindestens für die kommende Saison wieder zum EVZ ausgeliehen.

«Dass er NHL-Niveau hat, konnte man früh sehen. Damit er Karriere macht, muss nebst Talent und Potenzial aber alles stimmen.» Ein Zweitrunden-Pick hat eine Wahrscheinlichkeit von etwa 25 Prozent, dass er auch Karriere in der nordamerikanischen NHL machen wird. «Leon ist einer, der weiss, was es bedeutet. Der Draft ist eine riesige Show und riesiger Zirkus, aber es bedeutet noch nichts. Die richtige Arbeit startet erst. Es ist ein knallhartes Business.»

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Der Weg steinig und beschwerlich. So wie auch der des EV Zugs in der kommenden Saison. Trotz des wiedererrungenen Hungers und viel Potenzial – die anderen Teams sind ebenfalls da. Oder wie es Reto Kläy sagt: «Die Konkurrenz schläft nicht.»

veröffentlicht: 2. September 2024 16:32
aktualisiert: 2. September 2024 16:32
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch