Der Aufschrei unter den niederländischen Fans war gross, als sich abzeichnete, dass Trainer Frank de Boer vom sakrosankten 4-3-3 abrücken würde. Nach drei überzeugenden Gruppenspielen mit drei Siegen und 8:2 Toren in einem 5-3-2 ist die Kritik verstummt und das Selbstvertrauen gewachsen.
Inzwischen besteht bei den Oranje-Fans die Hoffnung, dass es der mit wenig Kredit ins Turnier gestiegenen Mannschaft weit reichen kann. Auch weil die Niederlande in der vermeintlich leichteren Tableau-Hälfte gelandet ist, träumen einige von der Wiederholung des EM-Coups von 1988. Tschechien heisst die Aufgabe im Achtelfinal, Dänemark oder Wales wäre der Gegner im Viertelfinal. Erst im Halbfinal könnte mit Deutschland oder England ein Schwergewicht den Weg kreuzen.
Bislang konnten sich die Niederländer auf ihre formstarken Führungsspieler verlassen, allen voran auf Captain Georginio Wijnaldum und Stürmer Memphis Depay. Wijnaldum, der nach der EM von Liverpool zu Paris Saint-Germain wechselt, erzielte drei Tore. Der künftige Barcelona-Stürmer Depay traf zweimal und lieferte zweimal den letzten Pass. «Die beiden machen es fantastisch», lobte Bondscoach De Boer. Aber auch Spieler wie Denzel Dumfries, der auf der rechten Aussenbahn vom Systemwechsel profitiert, lieferten in den Gruppenspielen ab.
«Natürlich wollen wir in den Final», sagte Wijnaldum vor dem Tschechien-Match. Unterschätzen wollten die Niederländer den nächsten Gegner mit dem gefährlichen Mittelstürmer Patrik Schick nicht. «Die Tschechen haben ihr Können in der Gruppenphase gezeigt. Wir werden hart arbeiten und eine Top-Leistung abrufen müssen», warnte De Boer.