Pia Sundhage hat einen Plan. Die Schweizer Nationaltrainerin will ihr Team gegen die besten Gegnerinnen dieser Welt auflaufen sehen, und die Spielerinnen so an ein höheres Niveau heranführen, das den Schweizerinnen dann ermöglichen soll, bei der Heim-EM im nächsten Sommer am leistungsmässigen Peak angelangt zu sein. Und so spielt die SFV-Auswahl dieser Tage eben nicht gegen Aserbaidschan, Ungarn oder die Türkei, denen die Schweiz in Normalform deutlich überlegen ist. Sondern gegen Grössen des Fussballs, gegen Australien und Frankreich.
Sehenswerter Schlenzer von YB-Talent Luyet
Und nach dem 1:1 am vergangenen Freitag gegen die «Matildas» gelang der Schweiz am Dienstag in Genf gar ein Coup mit einem 2:1-Erfolg gegen die Französinnen. Ramona Bachmann mit einem kaltblütig verwerteten Penalty (25.) und Naomi Luyet mit einem sehenswerten Schlenzer (54.) ermöglichten den Sundhage in ihrem zehnten Spiel in der Verantwortung den siebten Sieg, den ersten gegen einen Grossen.
Klar, im mit 10'800 Fans gut besuchten Stade de Genève stand der Schweiz nicht das bestmögliche Frankreich gegenüber, das es an der letzten EM in England bis in die Halbfinals geschafft hatte. Eugénie Le Sommer, die Rekordtorschützin, fehlte der Equipe tricolore beispielsweise aufgrund von Oberschenkelproblemen. Aber doch ist bei der aktuellen 10 der Weltrangliste viel Qualität vorhanden. Qualität, die auch nach einer guten halben Stunde sichtbar wurde, als Julie Dufour auf der linke Seite viel Platz vorfand, Cindy Caputo bediente und diese Kelly Gago fand, die mühelos einschob. Es war das 1:1, nachdem Ramona Bachmann gut zehn Minuten vorher für die Schweizer Führung gesorgt hatte. Nach einem Eckball der 33-Jährigen war der Ball scheinbar einer Französin im Strafraum an die Hand geprallt.
Bachmanns 60. Tor
Die bei Houston in den USA engagierte Angreiferin zeigte sich vom Punkt kaltblütig und erzielte in ihrem 151. Länderspiel ihr 60. Tor für die Schweiz. Es sind stattliche Zahlen für die Routinier, wobei an diesem Abend eine für Schlagzeilen sorgen sollte, die an einem ganz anderen Punkt in ihrer Karriere im Nationalteam steht. Naomi Luyet, die 18-jährige Angreiferin der Young Boys, bestritt in Genf ihr erst fünftes Länderspiel – und feierte eine Torpremiere, die sich Fussballerinnen nicht schöner ausmalen könnten. In der 54. Minute zog sie von der linken Seite nach Innen und schloss mit dem rechten Fuss ab. Der Ball flog genau in die rechte, obere Torecke.
Ein Kunstwerk, das den Schweizer Coup perfekt machte. Auch wenn Elvira Herzog im Tor und ihre Vorderleute in den kommenden Minuten einige Male das Glück beanspruchen mussten. Ende November und Anfang Dezember warten mit Deutschland (in Zürich) und Europameister England (in Sheffield) zwei weitere Fussballgrössen auf die Schweiz. Der nächste Coup kann kommen.
(sda/si)