Die SP ist im Frühling in der Stadt Luzern mit einem klaren Ziel zu den Wahlen angetreten. Sie wollte einen zweiten Sitz holen und so eine linke Mehrheit in der Stadtregierung schaffen. Nach dem ersten Wahlgang konnten die Genossen noch hoffen, lag ihre Kandidatin Judith Dörflinger doch nur 190 Stimmen hinter Manuela Jost. Gestern Sonntag die grosse Ernüchterung: Die SP-Kandidatin war chancenlos, der Rückstand auf Manuela Jost vergrösserte sich auf über 2'600 Stimmen.
Die Wahlen müssen sicher noch analysiert werden. Das Scheitern aber einfach auf Corona abwälzen und damit argumentieren, in Krisenzeiten würden die Bürgerinnen und Bürger auf bewährte Kräfte setzen, ist etwas zu einfach. Ein Blick über die Grenze nach Kriens beweist das Gegenteil. Tatsache ist, dass die SP-Ansprüche auf einen zweiten Regierungssitz zu ambitioniert waren. Aufgrund der Parteistärke in der Stadt Luzern ist dies eher Wunschdenken.
Bleibt also in der Stadtregierung alles beim Alten? Nicht ganz. Die sogenannte Konfetti-Regierung aus CVP, FDP, SP, Grünen und Grünliberalen ist zwar wiedergewählt. Gleichzeitig rutschte aber das Stadtparlament bei den Gesamterneuerungswahlen Ende März weiter nach links, inzwischen verfügen SP und Grüne genau über die Hälfte der Sitze. Für die neue – und alte – Stadtregierung ist also in Zukunft bei der Vorbereitung wichtiger Vorlagen viel Fingerspitzengefühl gefragt, um diese erfolgreich durchs Parlament zu bringen.