Ohne Anpassungsmassnahmen dürfte die Sterblichkeit der am Montag im Fachblatt «Nature Medicine» veröffentlichten Modellierungsstudie zufolge um 80 Prozent höher liegen. Unter den über 80-Jährigen wären ohne entsprechende Massnahmen sogar doppelt so viele gestorben.
Zu den Massnahmen gehören zum Beispiel Verbesserungen in den Bereichen Gesundheitsversorgung, sozialer Schutz und Lebensstil, Fortschritte bei der Gesundheit am Arbeitsplatz und bei den baulichen Gegebenheiten, ein stärkeres Risikobewusstsein und wirksamere Kommunikations- und Frühwarnstrategien.
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass es in diesem Jahrhundert gesellschaftliche Anpassungsprozesse an die hohen Temperaturen gegeben hat, die die hitzebedingte Anfälligkeit und die Sterblichkeitslast der letzten Sommer drastisch reduziert haben, insbesondere bei älteren Menschen», wurde Elisa Gallo in einer Mitteilung dazu zitiert. Die Forscherin vom «Barcelona Institute for Global Health» ist die Erstautorin der Studie.
Griechenland besonders betroffen
Das Team verwendete Mortalitätsdaten des Europäischen Statistikamtes (Eurostat) über 96 Millionen Todesfälle, um die hitzebedingte Sterblichkeitslast im Jahr 2023 für 823 Regionen in 35 europäischen Ländern zu schätzen.
Diesen Schätzungen zufolge gab es im vergangenen Jahr 47'690 hitzebedingte Todesfälle in Europa. Noch höher war die Rate nur im Jahr 2022. Unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl liegen die Länder mit den höchsten hitzebedingten Sterberaten in Südeuropa: So belegen Griechenland (393 Todesfälle pro eine Million Einwohner), Bulgarien (229), Italien (209) und Spanien (175) die ersten vier Plätze der Schätzung.
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Massnahmen wirken auch in der Schweiz
In der Schweiz lag diese Rate der Studie zufolge bei 34 Todesfällen pro eine Million Einwohnerinnen und Einwohner. Insgesamt schätzten die Forschenden die hitzebedingten Todesfälle in der Schweiz auf 294.
Laut Zahlen des Bundesamts für Umwelt liegen die Zahlen für die Schweiz aber noch höher. Im Sommer 2023 führte das Bafu 542 Todesfälle auf die Hitze zurück, wie es auf seiner Webseite schreibt. Die Unterschiede sind auf verschiedene Methoden zur Schätzung der hitzebedingten Todesfälle zurückzuführen.
Auch für die Schweiz gibt es Hinweise darauf, dass sich die Gesellschaft teilweise an die zunehmende Hitze angepasst hat. Die jährliche Anzahl hitzebedingter Todesfälle hat laut Bafu-Angaben zwischen 1980 und 2023 nicht parallel zu der steigenden mittleren Sommertemperatur in der Schweiz zugenommen. Die hitzebedingte Sterberate pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohnern fiel 2023 also tiefer aus als für heisse Sommer zu Beginn der Zeitreihe.
(sda/hap)