Zentralschweiz

Deshalb werden in der Zentralschweiz weniger neue Firmen gegründet

Wirtschaft

Deshalb werden in der Zentralschweiz weniger neue Firmen gegründet

30.07.2023, 11:50 Uhr
· Online seit 30.07.2023, 11:44 Uhr
Im ersten Halbjahr 2023 haben in der Zentralschweiz viel weniger Personen eine Firma gegründet als noch vor einem Jahr. Ist die Zentralschweiz für neue Firmen wirtschaftlich nicht mehr attraktiv genug? Ein Experte gibt Entwarnung.
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Eine Studie des Wirtschaftsunternehmens Dun & Bradstreet zeigt: Im ersten Halbjahr 2023 wurden in der Zentralschweiz 12 Prozent weniger Unternehmen gegründet als in der gleichen Periode vor einem Jahr. Gleichzeitig gingen 16 Prozent mehr Firmen als im Vorjahr Konkurs. Ist die Zentralschweiz für neue Firmen und Start-ups wirtschaftlich nicht mehr attraktiv?

«Nicht wirklich ein Grund zur Sorge»

«Ich sehe da nicht wirklich einen Grund zur Sorge», beruhigt Yves Spühler, Leiter Wirtschaftspolitik und Ökonomie bei der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz. «Das müssen wir immer in einem grösseren Kontext betrachten. 2021 und 2020 hatten wir viele Neugründungen von Unternehmen.

Dass die Zahlen wieder hinuntergehen, war zu erwarten.» Betrachte man das Verhältnis von Neugründungen zu bestehenden Unternehmen, dann hätten wir in der Zentralschweiz nach wie vor überdurchschnittliche Zahlen im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt, so Spühler.

Viele Hürden, um ein Unternehmen zu gründen

In der Zentralschweiz werden bereits viele Massnahmen umgesetzt, um die Gründung von Start-ups zu fördern. Sei es vom Staat oder von Privaten. Trotzdem, die Gründung einer neuen Firma ist nach wie vor eine Herausforderung. Die Schweiz liegt in einer Studie der Weltbank auf dem 82. Rang aller Länder und hat entsprechend viel Verbesserungspotenzial.

Um eine Firma zu gründen, muss man gemäss Spühler in der Schweiz viele Vorgaben erfüllen. «Es gibt in der Schweiz sehr viele Hürden, um sich als Unternehmen zu registrieren. Und danach gibt es viele Regeln, die man einhalten muss. Zum Beispiel bei den Produkten und bei der Einstellung von Arbeitskräften. Als Einzelperson, die kein abgeschlossenes Jurastudium hat, ist das praktisch nicht mehr möglich. Man muss also dort unbedingt die Bürokratie abbauen und die Prozesse digitaler und schneller machen.»

Neue Unternehmen sehr wichtig für die Wirtschaft

Wichtig sei zudem, dass erfolgreiche Unternehmen wachsen können. Wenn man Unternehmensgründungen fördert, sie stark wachsen und man ihnen danach keine passenden Büroräumlichkeiten zur Verfügung stellen kann, helfe das der Wirtschaft nicht. Man müsse deshalb ein spannendes Umfeld für die Firmen bieten und Investitionen für Infrastruktur in der Zentralschweiz tätigen.

«Neugründungen sind sehr wichtig für die Wirtschaft: Dadurch entsteht Wettbewerb auf dem Markt, das führt zu Effizienz, günstigeren Preisen, Innovationen und spannenden Stellen», fasst Yves Spühler zusammen.

Redet man von Start-ups, denkt man häufig an digitale Plattformen. Start-up-Unternehmen entstehen aber auch, wenn eine Ingenieurin eine Marktnische in der Industrie entdeckt oder ein Schreiner eine zündende Idee hat, um Arbeitsprozesse digitaler zu gestalten.

Nach fünf Jahren noch erfolgreich?

Neugründungen tun der Wirtschaft also gut. Allerdings ist es auch wichtig, dass diese erfolgreich bleiben und nach drei bis fünf Jahren noch bestehen.

Verbesserung sieht Spühler beim Umgang mit neuen Firmen: «Kantone sollen sich am Beispiel des Kantons Zug orientieren und für neue Firmen mehr Dienstleistungen und Unterstützungen anbieten.»

(fja)

veröffentlicht: 30. Juli 2023 11:44
aktualisiert: 30. Juli 2023 11:50
Quelle: PilatusToday

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