«Der Schutz von Kindern und Jugendlichen hat bei uns höchste Priorität», sagt Andrea Pfäffli, Geschäftsleiterin der Jubla Schweiz. Die Offenlegung der über 1000 Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche durch eine Zürcher Studie sei daher auch bei der Jubla ein Thema.
Man habe die Resultate der Studie intern thematisiert. «Es ist in unserem Interesse, die Vergangenheit in der katholischen Kirche aufzuarbeiten und unsere Präventionsarbeit stetig weiterzuentwickeln. Dies fordern wir auch von der katholischen Kirche», ergänzt Pfäffli.
Fordern eine diskriminierungsfreie Kirche
Einer der fünf Jubla-Grundsätze lautet immer noch «Glauben leben». Trotzdem distanziert sich der Kinder- und Jugendverband klar vom klassischen christlichen Glauben. Sie seien offen für alle – unabhängig von Fähigkeiten, Herkunft oder Religion.
Der Verband steht mit diversen kirchlichen Stellen ständig in Kontakt. «Seit Jahren fordern wir Veränderungen in der katholischen Kirche. Deshalb sind wir auch Mitglied der katholischen Reformgruppe ‹Allianz gleichwürdig katholisch›», erzählt Pfäffli.
Sie setzen sich dort für eine diskriminierungsfreie Kirche ein. Dazu gehöre eine Gleichstellung aller Geschlechter, mehr demokratische Strukturen, mehr Kontrollmechanismen und die Bereitschaft für eine radikal transparente Aufarbeitung. Pfäffli ist sich sicher: «Die aktuellen Strukturen in der katholischen Kirche haben Missbrauch und dessen Vertuschung begünstigt.» Nur durch Veränderungen sei eine lückenlose Aufarbeitung der Vergangenheit möglich.
Kann die Jubla ohne Kirchen-Gelder überleben?
Trotz dem kritischen Betrachten der kirchlichen Strukturen: Die Jubla ist auf die finanzielle Unterstützung der Kirche angewiesen. Jährlich erhält der Verband Geld der katholischen Kirche. 2022 bekam die Jubla 480'000 Franken. Da sich seit der Bekanntgabe der Missbrauchsfälle die Kirchenaustritte gehäuft haben, fliessen künftig auch weniger Gelder in die Kirchen-Kasse. Pfäffli hat jedoch keine Angst, dass sich das auf die Jubla auswirken wird.
Sie seien zwar auf Geldgeber angewiesen, aber die kirchliche Unterstützung sei nur ein Teil davon. «Auch die Spenden von Privatpersonen und Stiftungen, Unterstützungsgelder des Bundes und die Mitgliederbeiträge der lokalen Vereine sichern unsere Finanzierung», so Pfäffli. Auch wenn die Kirche in Zukunft weniger Geld an die Jubla zahlen würde, hätte dies laut Pfäffli keine Einnahmeausfälle zur Folge, die nicht kompensiert werden könnten: «Durch die breite und vielfältige Finanzierung ist unser Angebot langfristig sichergestellt.»
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