«IHR» handelt von einem Gebäude mit Innenhof und dessen Bewohnern. Während die verschiedenen Figuren ihren jeweiligen Routinen nachgehen, vermüllt besagter Innenhof langsam aber sicher. Die Situation erscheint harmlos, bis es eines Nachts zur totalen Eskalation kommt und der letzte Tropfen das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringt.
TEASER - IHR from Animation Luzern on Vimeo.
«Nur» rund sechs Minuten dauert der Animationsfilm von Amélie Cochet und Louis Möhrle, welchen sie im Rahmen ihres Abschlusses an der HSLU produzierten. Das behandelte Thema im Film ist jedoch ein viel Grösseres. «Oberflächlich gesagt geht es um die Vermüllung unserer Gesellschaft», sagt Möhrle im Gespräch und führt aus: «Tiefergehend behandelt der Film aber auch die gegenseitige Schuldzuweisung und ist eine Kritik am sozialen Zusammenleben.»
Er wollte von Anfang an ein gesellschaftskritisches Thema behandeln. «Es ist mir wichtig, denn es beschäftigt mich», sagt der Regisseur. Nicht nur er selbst, sondern alle jungen Menschen seien von der Klimakrise stark betroffen. «Mit dem Film möchte ich zeigen, dass man etwas nur als Gemeinschaft, als Verbund lösen kann. Und nicht als Einzelkämpfer.»
Der Film besticht durch einen eigenen Rhythmus und sowohl visuellen wie auch akustisch starken, intensiven Betonungen. Dahinter steckt viel Arbeit. «Der gesamte Prozess dauerte inklusive Story-Entwicklung und Produktion etwa ein Jahr», führt Möhrle aus. Schlussendlich seien circa 30 bis 40 Menschen am Projekt involviert gewesen.
Daher hätten die Sponsoren einen umso bedeutenderen Platz eingenommen. Der Kurzfilm wurde unteranderem vom SRF und der Firma REAL unterstützt. Bei Letzteren nicht nur finanziell: «Die REAL stellte uns kostenlos Müll zur Verfügung, welchen wir für unsere Soundaufnahmen verwenden konnten.»
Quelle: Louis Möhrle
Wer gesellschaftskritische Themen aufgreift, wird oftmals auch selbst kritisiert. So auch Möhrle und Cochet: «Der Film-Titel wurde mehr verrissen als gefeiert.» Die Betitelung «IHR» sei von vielen falsch verstanden worden. «Doch auch das ist ein guter Erfahrungswert und eine Lehre für die Zukunft», meint Möhrle. Alles in allem, fiel die Resonanz «Mega» aus, sagt er.
«Mega» sei für Möhrle auch das Privileg, einen Film drehen zu dürfen und dafür eine Plattform zu erhalten. «Ich habe zuerst einen anderen Beruf erlernt. Daher ist es umso schöner, dass ich nun die Möglichkeit erhalte, mich kreativ auszuleben. Dafür bin ich sehr dankbar.»
Das schönste am Film ist für Möhrle jedoch etwas, was der normale Betrachter gar nicht wahrnehmen kann: «Die Emotionen live im Publikum zu erleben, währenddem der Film läuft», erzählt er. Es sei schön zu sehen, wenn die Menschen lachen, nachdenklich werden oder den Film auch kritisieren.
Mit dem Endresultat ist Möhrle sehr zufrieden. Dass sein Abschlussfilm mit dem Innerschweizer Filmpreis prämiert wurde, freue ihn umso mehr: «Es ist eine grosse Ehre und bedeutet viel Wertschätzung». Auch das auf 20'000 Franken dotierte Preisgeld helfe enorm für die Zukunft.
Gemeinsam mit Amélie Cochet hat er nun eine Firma gegründet, um weitere Projekte zu realisieren. Auf die Frage, ob er auch zukünftig nur Animationsfilme drehen möchte sagt er: «Darauf will ich mich noch nicht festlegen.» Trotzdem: «Ein wenig Animations-verliebt bin ich schon.»