Zentralschweiz

Lausbekämpfung: Schweizer Onlinehändler erleben Boom

Juckende Köpfe

Nachfrage nach Behandlungsmittel gegen Läuse explodiert im Onlinehandel

· Online seit 12.09.2024, 06:51 Uhr
Schweizer Onlinehändler haben in den vergangenen Monaten markant mehr Behandlungsmittel gegen Kopfläuse verkauft als noch im Vorjahr. Die Zahlen explodieren regelrecht. Doch sind wirklich so viele Läuse im Umlauf?
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Da die Menschen mehr unterwegs sind, nimmt der Kopflausbefall allgemein zu. Hochkonjunktur haben Läuse in den Schulen deshalb vor allem nach den Ferien. Laut Galaxus sei das momentan der Fall. Die Verkaufszahlen für Behandlungsprodukte gegen Läuse schnellen in die Höhe. Shampoos speziell gegen Läuse gingen von Januar bis August mehr als dreimal so häufig auf die Post wie im selben Zeitraum 2023. Und auch Laus- und Nissenkämme verkaufte der Onlinehändler doppelt so häufig wie in der Vorjahresperiode.

Auch bei Brack tönt es auf Anfrage ähnlich: «Ja, wir verzeichnen ein starkes Wachstum bei Anti-Kopflaus-Produkten.» Die beliebtesten Produkte hätten in diesem Jahr bis jetzt ein Umsatzwachstum von über 200 Prozent verglichen mit dem Vorjahr.

Umsatzanstieg kann viele Gründe haben

Scheint also, dass die winzigen Parasiten zur Zeit auf vielen Köpfen ihr Unwesen treiben. Die Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Kopflaus-Fachleute relativiert etwas: «Im Vorstand sind wir uns selbst nicht einig, ob es wirklich mehr Läuse hat. Einige finden es, andere haben schon länger nichts mehr kontrollieren können.»

Die Tatsache, dass die Umsätze auf Lausprodukte hoch sind, könne auch auf andere Faktoren zurückzuführen sein. Einerseits habe es während Corona fast keine Fälle gegeben, da man sich grösstenteils zu Hause aufgehalten hat. Das sei ja nun wieder anders. Andererseits habe auch der Ukraine-Krieg einen Einfluss: «Es fehlte an Rohstoffen, was dazu führte, dass Anfang letzten Jahres in der Schweiz kaum mehr Läusemittel erhältlich waren. Es musste in Deutschland bestellt werden», erklärt Gut.

Zudem sei es, wie bei vielen anderen Produkten, auch bei Läusemitteln der Fall, dass viele nur noch online bestellen würden. «Der physische Fachhandel hat das Nachsehen», so Gut. Schlussendlich könne es auch daran liegen, dass die Schulferien nun vorbei sind und viele die Produkte präventiv als Vorrat gekauft haben.

Schulen ohne Laustante sind anfälliger

Auf Anfrage bei den zuständigen kantonalen Dienststellen werden wir vertröstet. Da ein Befall mit Läusen nicht meldepflichtig ist, gibt es auch keine offiziellen Zahlen. Woran der Umsatzanstieg nun also wirklich liegt, ist offen.

Was trotzdem auffällt, ist die unterschiedliche Handhabung der Schulen respektive der Kantone. In Nidwalden beispielsweise ist die sogenannte «Laustante» immer noch im Einsatz. «Wird ein Kinderkopf von Läusen befallen, sollen die Eltern umgehend die Lehrperson oder die Schulzentrumsleitung informieren. Diese bietet dann die Laustante auf, die wiederum alle Köpfe einer Klasse kontrolliert», sagt die Schule Stans auf Anfrage.

Im Kanton Luzern gibt es dieses System so nicht mehr. «Luzern hat weder eine Laustante noch einen Lausonkel. Eine alternative Anlaufstelle ist die Hausärztin oder der Hausarzt», heisst es bei der Dienststelle Gesundheit und Sport.

Dieses Vorgehen findet Johana Gut problematisch, denn: «Dort, wo keine Lausfachpersonen zuständig sind, werden mehr Lausbefalle festgestellt.» Es gebe Gemeinden, die finden, es sei Sache der Eltern, das Lausproblem anzugehen. «Oft resultiert daraus eine Verbreitung, die man verhindern könnte», so Gut abschliessend. Am Ende sei es eine Sache der Politik; schliesslich müssen Lauskontrollen in den Schulen von den Steuerzahlern berappt werden.

veröffentlicht: 12. September 2024 06:51
aktualisiert: 12. September 2024 06:51
Quelle: PilatusToday

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