Zentralschweiz
Luzern

«Solidarität ist riesig» – Hochdorferin sammelt für Marokko

Hilfswerk-Gründerin

«Solidarität ist riesig» – Hochdorferin sammelt für Marokko

· Online seit 12.09.2023, 06:02 Uhr
Das heftige Erdbeben in Marokko mit über 2600 Toten schockiert. Für Sarah Bischof ist das afrikanische Land nicht nur ihre Wahlheimat, die Luzernerin führt auch ein Hilfswerk für Hilfsbedürftige vor Ort – und hat nun alle Hände voll zu tun.
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«Ich habe es zuerst gar nicht begriffen», sagt Sarah Bischof. Als sie am vergangenen Samstagmorgen in Hochdorf erwachte, hatte sie etliche Nachrichten von Leuten auf ihrem Handy. Alle wollten wissen, ob es ihr gut gehe. «Dann sah ich die Nachricht von meinem Mann, dass es ein Erdbeben gab.»

Sarahs Mann hat das Erdbeben in Tamraght im Südwesten Marokkos hautnah miterlebt. Dort betreiben die beiden ein Gasthaus. «Unsere Tiere rannten zu ihm ins Zimmer. Freundinnen von mir packten ihre Kinder und übernachteten auf Parkplätzen», schildert Bischof die dramatischen Szenen. Glücklicherweise habe ihr Gasthaus dem Erdbeben standgehalten.

Geld, Kleider und Zelte: Das Hilfswerk ist gefordert

Seit 2019 hilft Sarah Bischof in ihrer zweiten Heimat Marokko Familien in Not. Zum Beispiel mit Waren, die hier nicht mehr gebraucht werden. Dafür hat sie vor zwei Jahren den Verein «Support-Flow to Morocco» gegründet.

Während der Corona-Pandemie hatte der fehlende Tourismus viele Marokkaner sehr hart getroffen. Bischof reagierte darauf mit dem Ausbau ihrer Hilfstätigkeiten. Dennoch sei die aktuelle Situation nicht mit der damaligen vergleichbar. «Dass wir jetzt wie auf Knopfdruck gefordert sind, ist eine grosse Herausforderung», sagt Bischof.

Zelte sind Mangelware

Ein Team ihres Hilfswerks gehe jetzt los mit Kleidern, die sie schon in einem Lager hatten, Geld für Essen und Zelte konnte die Hochdorferin auch schon bereitstellen, wobei letzteres vor Ort Mangelware sei. Darum sammelt Sarah Bischoff in der Schweiz nebst Geld auch Camping-Material, welches sie in zwei Wochen nach Marokko liefern lassen möchte. Bis die Häuser im Erdbebengebiet wieder aufgebaut sind, könnte es nämlich Monate dauern. Und der Winter könne gerade im Atlasgebirge sehr kalt werden.

Doch es gibt noch zahlreiche weitere Herausforderungen. Die Kommunikation funktioniert aktuell nur eingeschränkt. Mit den Bewohnenden eines Dorfes, das Bischof noch im Januar besucht hatte, konnte sie bisher noch keinen Kontakt herstellen: «Das Dorf ist nach wie vor abgeschnitten, die Strasse ist blockiert. Wir haben keine News, wie es den Leuten geht». Dabei sei gerade in diesen Bergdörfern die Armut gross.

Solidarität kennt keine Grenzen

Sarah Bischof ist eine von vielen, die nach dem schweren Erdbeben in Marokko sofort aktiv geworden ist. Auch Privatpersonen vor Ort hätten selbst Initiative ergriffen. Freunde von ihr in Marokko hätten beispielsweise Aufrufe gemacht und würden nun gesammeltes Essen und Medizin verteilen. Man hilft sich laut Bischof gegenseitig.

Die Solidarität sei aber nicht nur in Marokko selbst, sondern auch in der Schweiz riesig, sagt sie: «Ich erhalte so viele Nachrichten von Leuten, die sich danach erkunden, wie man helfen kann. Es ist enorm schön zu spüren, wie man einander unterstützt». Als nächstes gehe es darum, die Leute beim Wiederaufbau zu unterstützen, sagt Sarah Bischof. Unterstützung dürfte also noch eine Weile gefragt sein.

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veröffentlicht: 12. September 2023 06:02
aktualisiert: 12. September 2023 06:02
Quelle: PilatusToday

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