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Mit verschiedenen Aktionen: Sarnen macht Platz für Menschen mit Behinderung

"Mier machid Platz!"

(Un)sichtBar: Sarnen macht Platz für Menschen mit Behinderung

· Online seit 04.09.2024, 17:01 Uhr
«Mier machid Platz!» Unter diesem Motto stellt Sarnen aktuell den Postplatz zur Verfügung. Im vielfältigen Programm war zwischen Pingpong-Turnier, Velo-Kino am Dienstag die (Un)sichtBar geplant. Damit möchte Procap für mehr Sichtbarkeit für Menschen mit Behinderung sorgen. Aber nicht nur auf dem Postplatz in Sarnen, sondern auch auf dem Bundesplatz in Bern.

Quelle: Tele 1 / Jonathan Ernst

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Darum «sichtbar»

Menschen mit Behinderung sollen sichtbarer werden in unserer Gesellschaft. Das ist eine der Bedeutungen der (Un)sichtBar. Ursulina Hermann arbeitet bei Procap Zentralschweiz und für den einen Tag an der Bar. Wegen einer Geburtsbehinderung hat sie eine spastische linke Körperhälfte und ist auf den Rollstuhl angewiesen.

Hermann kennt diese Art der Unsichtbarkeit. Zum Beispiel vor einer Bäckerei: «Eine Tafel mit dem Tagesangebot steht da. Aber ich komme mit dem Rollstuhl nicht mehr durch.» Dahinter stecke jeweils keine böse Absicht. Man denke einfach nicht daran.

Darum «unsichtbar»

Die zweite Bedeutung ist die Unsichtbarkeit von gewissen Behinderungen. Bei Ursulina Herman ist sie klar sichtbar durch den Rollstuhl, aber: «Viele Behinderungen sieht man nicht auf den ersten Blick, manchmal auch nicht auf den zweiten.»

Darum denken zum Beispiel Ladenbetreiber selten an Personen mit Autismus. Laute Musik und helles Licht. Dort würden «stille Stunden» helfen, die Procap schon im Spar Lindenhof in Sarnen umsetzen konnte: «Das heisst, es kommt keine Musik aus dem Lautsprecher, auf Durchsagen wird verzichtet und das Licht wird gedimmt.» Wenn dies Supermärkte regelmässig einführen würden, könnten betroffene Personen zu diesen Zeiten einkaufen gehen.

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Darum eine Bar

«Die Bar finden wir symbolisch sehr cool», sagt Michael Ledergerber, der Geschäftsleiter von Procap Zentralschweiz. Auch er war am Dienstag hinter der Bar auf dem Postplatz anzutreffen. In einer Bar gehe man auf Leute zu und spreche miteinander. Das soll auch hier geschehen. «Wir möchten das Thema mit guten Vibes verbinden. Darum die Bar», so Ledergerber.

Die «guten Vibes» kommen rüber. Wie es sich für eine Bar gehört, hielt sich der Andrang am Mittag zwar noch in Grenzen. Die Gäste, die da sind, zeigen sich aber interessiert und kommen schnell mit Personen mit Behinderung ins Gespräch, das Konzept funktioniert.

Doch auch hinter «Bar» in «(Un)sichtBar» gibt es eine zweite Bedeutung: «Viele Bars und Clubs sind noch nicht zugänglich für Menschen mit Behinderung», sagt Ledergerber. Damit seien nicht nur physische Barrieren wie Treppen gemeint. «Mit zu viel Licht, Strobo und zu lauter Musik grenzt man einen Kreis von Menschen aus», sagt Ledergerber und fügt hinzu: «Die Bar symbolisiert das Zusammensein, aber auch die Trennung.»

Procap reicht Initiative ein

Mit den Menschen ins Gespräch kommen und so mehr Bewusstsein – oder Sichtbarkeit in der Gesellschaft schaffen. Aber auch politisch soll etwas passieren. Am Donnerstag geht Procap nach Bern und fordert Leute mit und ohne Behinderung auf, mit zum Bundesplatz zu kommen. Dann werde nämlich die Inklusions-Initiative eingereicht.

Michael Ledergerber, der für die SP im Luzerner Kantonsparlament sitzt, erklärt: «Die wichtigste Forderung der Inklusionsinitiative ist grundsätzlich, dass man die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention (BRK) forciert und die Teilnahme von Menschen mit Behinderungen der Gesellschaft gewährleistet.» Dazu gehörten unter anderem die Wahlfreiheit zu wohnen, wo man will und die Forderung nach zusätzlichen Assistenzleistungen.

Die (Un)sichtBar werde weiterhin auf Tour gehen und soll künftig auch in anderen Kantonen zu besuchen sein. Ein genaues Programm ist derzeit noch nicht bekannt.

veröffentlicht: 4. September 2024 17:01
aktualisiert: 4. September 2024 17:01
Quelle: PilatusToday

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