Zentralschweiz
Schwyz

Provokative Flyer: Gemeinde Arth distanziert sich von kontroversen Aussagen

Gegen Bundesasylzentrum

Provokative Flyer in Arther Briefkästen – Politik und Experten äussern sich

09.02.2024, 18:53 Uhr
· Online seit 08.02.2024, 13:36 Uhr
In der Schwyzer Gemeinde Arth wurden in der Nacht auf Mittwoch provokative Flyer im Namen der Gemeinde in alle Briefkästen verteilt. Die Gemeinde weiss jedoch nichts davon und distanziert sich von den sarkastischen Aussagen, die auf das geplante Bundesasylzentrum bezogen sind.
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Die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde Arth staunten nicht schlecht, als sie am Mittwochvormittag in den Briefkasten schauten. Darin waren Flyer vorzufinden, der das geplante Bundesasylzentrum beim Camping Buosingen zwischen Goldau und Lauerz in der Gemeinde Arth befürwortet.

Quelle: TeleZüri

Wenn man sich den Flyer genauer anschaut, ist es allerdings offensichtlich, dass die darin aufgelisteten Aussagen bloss sarkastisch gemeint sind. Niemand weiss, wer hinter dieser Aktion steckt.

Politik distanziert sich

Von Seiten des Amt für Migration heisst es auf Anfrage von Tele 1, dass solche Aktionen keine Seltenheit sind. Fast immer gebe es Widerstand, wenn irgendwo ein Asylzentrum geöffnet werde. Weiter wolle man sich zu dieser Sache jedoch nicht äussern.

Und auch die Politik hat sich zum Teil schon zu der Angelegenheit geäussert. Während sich die kantonale SVP in Person von Nationalrat Roman Bürgi distanziert und die Falschaussagen im Flyer kritisiert, äussert sich auch Jonathan Prelicz, Kantonsparlamentarier der SP Schwyz, empört über den Flyer.

Einwohner scheinen dem Flyer Recht zu geben

«Die Schweiz hat leider immer noch ein Rassismus-Problem» oder «Fast alle Einwohner sind schon lange oder leider schon immer Teil der eingesessenen Dorfgemeinschaft. Glücklicherweise wird sich das Dasein als kulturell grauer Fleck auf der Schweizer Karte bald ändern.» Der Sarkasmus ist im Text kaum zu überlesen. 170 Personen mit negativem Aufenthaltsentscheid sollten in einem als Überbrückung gedachten Bundesasylzentrum dann untergebracht werden. Viele der Bewohnerinnen und der Bewohner der Gemeinde Arth-Goldau sind von diesem Plan nicht begeistert.

Eine Anwohnerin sagt gegenüber «20 Minuten»: «Hoffe nur, dass nichts über unsere Köpfe hinweg entschieden wird.» Sie lebe schon ihr ganzes Leben lang in Arth und freue sich nicht besonders über das geplante Asylzentrum. Ausserdem ist sie besorgt, dass die Asylsuchenden dann auch in die Gemeinde kommen.

Das geplante Zentrum soll in einem Naturschutzgebiet gebaut werden. Ein Anwohner hält ebenfalls nichts von dieser Idee: «Es sollten nicht Millionen von Steuergeldern für einen Neubau fürs Asylzentrum ausgegeben werden.» Diese Aussage unterstützte ein weiterer Bewohner und fügt hinzu, «Es sind alle dagegen».

Gemeinde weiss nichts davon

Der Prospekt macht den Anschein, als solle dieser von der Gemeinde stammen. Markus Betschart, stellvertretender Gemeindeschreiber von Arth, weist dies allerdings gegenüber «20Minuten» klar zurück: «Die Gemeinde hat keine Ahnung, wer der Absender ist, und distanziert sich von diesem Flyer.» Hierbei handle es sich um ein Vorhaben des Bundes, die Gemeinde habe deshalb in dieser Angelegenheit nur bedingtes Mitspracherecht.

Auch für Betschart ist klar, dass es sich beim Schreiben um eher sarkastische Textzeilen handelt. «Freuen Sie sich auf ein multikulturelles Miteinander, wie es schon in vielen Schweizer Städten, wie beispielsweise Spreitenbach oder Schwamendingen gelebt werden darf», steht ebenfalls im Flyer. Ein offenkundiger Seitenhieb auf Orte, in denen es zu Streit über die Integration von Immigranten gekommen ist.

Seitenhieb gegen die Linken?

Die Flyer wurden anscheinend nicht im ganzen Dorf verteilt. Heimische Journalisten hätten ihn laut «20Minuten» jedoch im Briefkasten aufgefunden. Die SP Arth-Goldau vermute, dass jemand für Aufruhr gegen die Linken sorgen wolle. Diese Vermutung weist die heimische SVP gegenüber dem Newsportal zurück. Sie habe nichts mit dieser Aktion zu tun.

Es bleibt also bisher ein Mysterium, wer diese Flyer in die Briefkästen geworfen hat.

(red.)

veröffentlicht: 8. Februar 2024 13:36
aktualisiert: 9. Februar 2024 18:53
Quelle: PilatusToday

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