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«War ein fantastischer Moment»: Schwyzer Museum zeigt ältestes Fundstück der Schweiz

12'000-jähriges Geweih

«War ein fantastischer Moment»: Schwyzer Museum zeigt ältestes Fundstück der Schweiz

11.11.2023, 11:07 Uhr
· Online seit 11.11.2023, 06:37 Uhr
Im Bundesbriefmuseum gibt es ab Samstag spannende Urschwyzer Geschichte zu bestaunen: Darunter ein 12'000 Jahre altes Hirschgeweih, das von Menschen bearbeitet wurde. Der Archäologe erzählt, wie er das älteste Fundstück der Schweiz entdeckt hatte.
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Die Ausstellung im Bundesbriefmuseum zeigt die ersten Spuren menschlicher Tätigkeit bis zum wirtschaftlichen Aufschwung im 20. Jahrhundert. Im Zentrum stehen ausgesuchte Objekte, von denen manche zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eines davon ist das bearbeitete Hirschgeweih, welches vom Archäologen Urs Leuzinger gefunden wurde.

Es ist das älteste von Menschen bearbeitete Fundstück der Schweiz. Entdeckt hat es der Archäologe im Muotathal: «Ich war mit Walter Imhof, dem lokalen Forscher, in einer überhängenden Felswand am Graben. Schicht für Schicht haben wir uns vorgearbeitet. Am letzten Tag der Grabung wollten wir noch eine botanische Probe nehmen, um zu schauen, welches Holz für die Lagerfeuer verwendet wurde.»

Überraschender Fund

«Plötzlich sah ich, dass ein kleiner Knochensplitter herausschaute. Ich zog ihn raus und er wurde ‹länger und länger›. Am Schluss hatte ich ein zehn Zentimeter grosses Hirschgeweih in den Händen.» Daraufhin wusch er dieses. «Da merkten wir, dass es Zickzack-Verzierungen mit kleinen Punkten hatte. Wir dachten zuerst, dass das gar nicht sein kann. Als wir realisierten, dass es wirklich verziert ist, war es sensationell. Es war ein fantastischer Moment.»

Die beiden Archäologen wussten anhand der Steinwerkzeuge aus der gleichen Schicht, dass der Fund mindestens aus der Mittelsteinzeit stammt. Als sie schliesslich eine Probe an der ETH Zürich datieren liessen, wurde klar: Das Hirschgeweih ist 12'000 Jahre alt.

Auf Forschungsrundgang dank dem Museum

Dieses 12'000 Jahre alte Hirschgeweih kann man im Museum in der Sonderausstellung betrachten. Zudem bietet das umfangreiche Rahmenprogramm unter anderem einen Rundgang mit dem Archäologen ins Muotathal, wobei man die besagte Stelle aufsucht. «Das Muotathal ist eine steinreiche Region. Es hat viele überhängende Felswände und Höhlen, die wir archäologisch untersucht haben: Es sind viele Lagerplätze aus der Stein- und Bronzezeit da», so Leuzinger.

Der Mensch habe es seit Jahrtausenden nicht gerne, wenn er nass wird. Als Jäger und Sammler suchten die Menschen also am Abend eine geschützte Stelle. «Sie haben da ihre Feuer gemacht, Tiere geschlachtet, Steinwerkzeuge geschlagen und noch weiteres.» In den archäologischen Grabungen findet man dann die Holzkohlestücke der Lagerfeuer und Knochenreste. Auf der Exkursion zur Sonderausstellung kann man diese sowie weitere seltene Fundstücke betrachten.

Die Sonderausstellung öffnet am Samstag und dauert knapp ein Jahr bis am 4. November 2024.

veröffentlicht: 11. November 2023 06:37
aktualisiert: 11. November 2023 11:07
Quelle: PilatusToday

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