Zentralschweiz
Uri

Albert Rösti sorgt für Wirbel: Streit um Gotthard-Maut

Leid und Freud

Rösti will keine Gotthard-Maut: Aussage entfacht erneut Konflikt zwischen Uri und Tessin

01.02.2024, 08:05 Uhr
· Online seit 01.02.2024, 05:42 Uhr
Das Thema wird seit Jahren heiss diskutiert: Braucht es am Gotthard-Strassentunnel ein Maut-System, um den Verkehr besser regulieren zu können? Der Kanton Uri ist dafür, das Tessin dagegen. Nun hat eine Aussage von Albert Rösti den Konflikt frisch entfacht.
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Es wirkt wie ein Sinneswandel. Während der Schweizer Verkehrsminister Albert Rösti im letzten Jahr eine Maut am Gotthard noch nicht abgeschrieben hatte, äusserte er jüngst eine klare Meinung.

An einer Podiumsdiskussion in Zürich sagte Albert Rösti, dass eine Tunnelgebühr aktuell nicht im Vordergrund stünde. Eine solche hätte zu viele Nachteile. Besser sei es, Einfahrten zu sperren. Die Meinungsänderung kommt für den Urner Mitte-Nationalrat Simon Stadler überraschend.

Er und weitere nationale Politiker haben die Tunnelgebühr in einem Vorstoss gefordert. «Vor einem halben Jahr war alles noch anders. Rösti sagte gegenüber der «Aargauer Zeitung», dass er gewisse Sympathien hege gegenüber der Maut. Ich hoffe, dass unser Vorstoss nicht an öffentlichen Veranstaltung oder Podiumsdiskussionen abgelehnt wird», betont Stalder. Der Urner Nationalrat verlangt eine vertiefte Prüfung seines Anliegens, sonst werde es dem nicht gerecht.

Tessin fühlt sich diskriminiert

Dem einen Leid, des anderen Freud. Während sich der Urner Politiker über die Aussage von Albert Rösti ärgert, ist das Tessin erleichtert. FDP-Nationalrat Alex Farinelli spricht sich ebenfalls gegen eine Maut am Gotthard-Strassentunnel aus. «Plötzlich hätte ein Kanton in der Schweiz ein Ein- und Ausreiseticket. Das geht nicht. Es darf keine Region in der Schweiz geben, bei der man einen Preis bezahlen muss, um in diese Region zu reisen.»

Farinelli spricht von einer riesigen Benachteiligung des Tessins. «Wer eine Maut will, kann diese beim Seelisberg-Tunnel oder bei der Axenstrasse haben. Aber da wären die Urner nicht einverstanden. In diesem Sinne, verstehe ich nicht, warum das Tessin eine Maut haben soll», so der Tessiner Nationalrat.

Schon im vergangenen August war die Maut ein Thema:

Quelle: Tele 1

Der Urner Mitte-Nationalrat Simon Stadler kann den Vorwurf der Diskriminierung nicht nachvollziehen. Denn jetzt wird der Kanton Uri diskriminiert. Denn nicht nur die Autobahn, auch die Dörfer sind zunehmend verstopft. «Unsere Leute kommen nicht pünktlich zur Arbeit. Ich erhalte Mails und Telefonate von Ärzten, die nicht mehr zu ihren Patienten kommen.» Stadler wünschte sich mehr Solidarität aus dem Tessin.

Community mehrheitlich für Maut

Nicht nur die Politikerinnen und Politiker haben eine klare Meinung zur Maut am Gotthard. Auch die Community. Eine Mehrheit der PilatusToday-Community empfindet die Maut als Notwendigkeit. So schreibt ein User: «Alle grossen und langen Tunnels in der Schweiz müssen gebührenpflichtig werden. (....) Es kann einfach nicht sein, dass das Verkehrsaufkommen immer grösser wird und die Tunnels gratis zur Verfügung gestellt werden.»

Weiter wird mehrfach darauf hingewiesen, dass die Schweiz eine Ausnahme ist. In allen umliegenden Ländern kenne man nichts anderes als Maut-Gebühren bei Tunnels. «In Österreich, Italien, Spanien, Portugal etc. zahlen alle anstandslos Strassentunnel- und Brückengebühren und wir lassen alle Durchreisenden bestenfalls (werden ja nicht alle kontrolliert) mit der 40 Franken-Vignette durchfahren!», schreibt eine Leserin.

Es gibt aber auch kritische Stimmen: «Neun Millionen Menschen. Jetzt haben wir den Salat. (...) Wir zahlen schon genug. Die Urner sind selber schuld, sie waren immer gegen eine zweite Röhre.» oder «Eine Mautstelle braucht viel Platz. Und ob das Stauproblem gelöst ist, stellt sich in Frage. (...) Für viele ist es der kürzeste Weg in den Süden und Maut wird diese nicht daran hindern, die Gotthard-Route zu nehmen.»

Höherer Preis für die Vignette

Auch der Tessiner FDP-Nationalrat Alex Farinelli vergleicht die Maut-Idee am Gotthard mit dem Ausland – aber als Gegenargument. «Wir kennen schon verschiedene Tunnel in Europa, zum Beispiel am Brenner, die eine Maut haben. Und diese zeigen, dass die Maut nicht funktioniert, ausser die Gebühr ist sehr hoch, so 200 Franken pro Auto.» Das sei keine Lösung, um den Verkehr zu vermeiden.

Farinelli sieht die Lösung indes bei der Autobahn-Vignette. Diese sollte teurer sein und dafür mit der Strassenverkehrssteuer verrechnet, die jeder Schweizer bezahlt.

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Ob Verkehrsminister Albert Rösti, Kanton Uri oder Kanton Tessin: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Voraussichtlich im Frühling wird der Bundesrat einen Bericht zum Vorstoss von Simon Stalder veröffentlichen. In seiner Auslegeordnung wird der Bundesrat auch auf die Maut am Gotthard eingehen.

veröffentlicht: 1. Februar 2024 05:42
aktualisiert: 1. Februar 2024 08:05
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch