Zentralschweiz
Zug

«Als Kind habe ich Papis Kamera geklaut und Fotos geknipst»

Zugerin gewinnt Award

«Als Kind habe ich Papis Kamera geklaut und Fotos geknipst»

· Online seit 28.04.2021, 16:05 Uhr
Sie hat Bundesräte im Privatjet auf Auslandreisen begleitet, die Paralympics fotografisch festgehalten und mit ihrer Kamera diverse Krisengebiete besucht – die Zuger Fotografin Alexandra Wey. Am Mittwochabend erhält sie für ihre Arbeit die erste grosse Auszeichnung.
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Die Fotografie habe sie schon als kleines Kind fasziniert, erzählt Alexandra Wey am Telefon. Sie habe in ihrer Kindheit jeweils die Kamera ihres Papis gestohlen und damit Fotos geknipst. Während einer Projektwoche in der Primarschule habe sie der Fotovirus dann definitiv befallen. Nach einer Lehre als Fotofachangestellte arbeitet Wey unterdessen seit mehreren Jahren als Fotografin.

Nun, im Alter von 42 Jahren, gewinnt die Zugerin ihre erste grosse Auszeichnung. Sie erhält am Mittwochabend in Bern den «Swiss Press Photo»-Award für das beste Sportfoto 2020. Alexandra Wey hatte im Juni – am ersten Fussballmatch nach dem Lockdown – Pappfiguren im menschenleeren Zürcher Letzigrund fotografiert.

Für PilatusToday hat Alexandra Wey ihre fünf Lieblingsfotos herausgepickt und die Geschichte dahinter erzählt.

Ob- und Nidwaldner Kantonalschwingfest in Oberdorf (26. Mai 2019):

«Berge, Schweizer Fahne und Trachten: Dieses Bild steht für die Schweizer Tradition und repräsentiert auch die Vielfalt meines Jobs. Ich musste etwa zehn Mal abdrücken, bis ich die Fahne perfekt erwischte. Die Ehrendamen nahmen es mit Humor.»

Ägyptisches Blindenorchester «Al Nour Wal Amal» (2015):

«Hier üben zwei blinde Mädchen für das Sinfonieorchester in Kairo. Dieses besteht ausschliesslich aus blinden Frauen. Das Foto entstand nach dem Arabischen Frühling, also zu einer sehr schwierigen Zeit. Es ist ein Lichtblick – wie eine Oase. Das Orchester ist auch jetzt noch eine Herzenssache für mich. Ich habe noch immer Kontakt mit den Leuten und besuchte sie schon bei einem Auftritt in Paris.»

Hissen der grössten Schweizer Fahne der Welt am Säntis (31. Juli 2020):

«Das Foto entstand nach der ersten Corona-Welle. Es war richtig warm und man merkte, dass die Leute wieder raus an die frische Luft wollten. Ich wartete darauf, dass am Säntis die grösste Schweizer Fahne der Welt aufgehängt wurde. Aus der Seilbahn sah ich die vielen Leute, die wie Ameisen den Berg hinauf- und hinuntermarschierten. Die Kraft und Struktur des Felsens finde ich extrem beeindruckend. Man sieht auch, wie klein der Mensch im Vergleich ist.»

Hinduistisches Fest «Kumbh Mela», Indien (2013)

«Kumbh Mela ist das grösste religiöse Fest der Welt. Es findet nur alle zwölf Jahre statt und dauert insgesamt 60 Tage. Ich kam mir vor wie auf einem anderen Planeten. Das kann man fast nicht in Worte fassen, man muss es selbst erleben. Ich musste mich jeweils eine Woche im Zimmer erholen, bis ich mich wieder ins Getümmel wagen konnte. Es war so beeindruckend und einmalig!»

Syrische Stadt Homs (2017):

«2017 war ich für das Hilfswerk Caritas in Syrien. Das Mädchen heisst Nur, was auf Arabisch Hoffnung heisst. Sie war mit ihrer Familie ins Quartier zurückgekehrt, nachdem es nach dem Krieg wieder etwas ruhiger wurde. Das Mädchen lernte jeden Tag auf dem Balkon und sagte, dass sie dort darauf warte, bis die Nachbarn und Kollegen zurückkommen. Sie sass einfach so da, und rundherum sieht man die Zerstörung des Krieges. Das hat mich sehr beeindruckt.»

(scd)

veröffentlicht: 28. April 2021 16:05
aktualisiert: 28. April 2021 16:05
Quelle: PilatusToday

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