Quelle: PilatusToday / Mateo Landolt
Die Unterschiede zwischen dem Bergrestaurant Holzegg am Fuss des Grossen Mythen und dem Weissen Haus in Washington DC könnten nicht grösser sein. Dort Mitten in der Natur, der Blick schweift über den Schwyzer Talkessel, auf dem Mittagstisch liegt eine Fleisch- und Käseplatte. Da der umzäunte Regierungssitz der vermeintlich mächtigsten Person der Welt, immer wieder Epizentrum der Geschichte.
David Fritsche verbindet die beiden Extreme. Seine Eltern führten das Restaurant auf der Holzegg, aufgewachsen ist Fritsche in Einsiedeln. Nun führt er seit sieben Jahren das Schweizer Restaurant «Stable DC» im nordöstlichen Teil der US-Hauptstadt. Bad Ragaz, Gstaad, Dubai, Irland und New York hiessen die früheren Stationen in seiner Karriere als Koch. Nun ist es also Washington DC, wo er mit Frau und Tochter wohnt. Seit 2002 an seiner Seite: Der St.Galler Silvan Krämer – mittlerweile als Geschäftsführer des «Stable DC». Sie wollten sich beide nach Jahren als Arbeitnehmer selbstständig machen.
Da es noch kein Schweizer Restaurant in DC gab und sie beide Schweizer sind, sei der Entscheid für eidgenössisches Essen relativ leicht gefallen.
Die Suche nach Schweizer Zutaten
Weniger leicht war derweil die kulinarische Umsetzung. Produkte, die in der Schweiz einfach zu beschaffen sind, gibt es in den USA nicht an jeder Strassenecke. Wer schonmal in einem amerikanischen Supermarkt war, weiss, dass auf 100 Toastbrot-Variationen ungefähr ein schweizähnliches Sauerteigbrot kommt.
Für den Butterzopf machten sich die Beiden auf die Suche nach dem geeigneten Mehl. Schliesslich, so Krämer, soll der Zopf auch so schmecken wie in der Heimat. Fündig wurden die Gastronomen letztendlich in North Carolina. Das ist etwa so weit von Washington entfernt, wie Luzern von Köln.
Schweizer Essen zieht vor allem im Winter
Der Aufwand scheint sich bei der Kundschaft aber auszuzahlen. «So etwas gibt es in DC kein zweites Mal. Die Angestellten und die Besitzer sind hervorragend», sagt der Regierungsangestellte Christopher Seagull. «Wir können nicht genug kriegen von den Backwaren hier.» Er komme jeden Sonntag zum Brunch ins Schweizer Restaurant.
Laut David Fritsche und Silvan Krämer zieht das Schweizer Angebot von Raclette und Fondue natürlich vor allem im Winter. Während den heissen Monaten haben sie sich in diesem Jahr deshalb extra einen anderen Anstrich verpasst. Es gab spezielle Schweizer Steaks.
«Mit dem Auto bist du in 45 Minuten mitten in der Natur»
Für Krämer und Fritsche haben die Wahlen eine untergeordnete Bedeutung. «Solange wir hier arbeiten und uns frei bewegen dürfen, spielt mir das keine Rolle», sagt der 40-jährige Fritsche. Sowohl er wie auch sein Geschäftspartner haben keinen amerikanischen Pass. Ganz am Wahltrubel vorbei kommen aber auch sie nicht, wie du im Video siehst.
David Fritsche schätzt es, dass Washington mehr ist als Politik und Tohuwabohu. «Mit dem Auto bist du in 45 Minuten mitten in der Natur.» Trotzdem vermisst er seine Heimat im Kanton Schwyz, immer mehr sogar. Die Natur dort sei nun mal auch sehr schön. Aber wenn er von Besuchen in der Schweiz nach Washington zurückkehrt, gewöhne er sich schnell wieder an die Grossstadt, samt Wahltrubel rund um das Weisse Haus. «Schlussendlich ist das hier jetzt mein Zuhause.»